Shaun Sunday – Podcast-Moderator, Twitch-Streamer und buchbarer Dungeon Master – entwickelt nicht nur seine Kunst und sein Gameplay weiter, sondern schafft dabei auch einen inklusiven und sicheren Raum für alle. Mit seinem Podcast „No Capes!“ und seinem Twitch-Stream, in dem er live Comics erstellt und illustriert, hat Shaun immer gut zu tun. Außerdem ist er leidenschaftlicher Dungeon Master, bekannt durch seine Arbeit an der D’n‘D-Gameshow ‚The Shifting Spire‘ und dem Abenteuer ‚The Hunger of Firspeak‘.

Kannst du uns erst einmal erzählen, wie du mit dem Streaming angefangen hast und warum du dich entschieden hast, sowohl deine Dungeons & Dragons-Games als auch deine Live-Kunst zu streamen?  

Begonnen habe ich mit der Live-Kunst, weil mir meine Arbeit wirklich Spaß macht und ich anderen Künstlern und Gamer-Freunden gerne beim Streamen zugeschaut habe. Dabei konnte ich richtig gut entspannen, also dachte ich, warum nicht? Ich wollte im Internet einen kleinen Bereich für chillige Vibes schaffen und Content für all diejenigen bieten, die gerne mal einen Blick hinter die Kulissen werfen und wissen möchten, wie Comics und Spiele-Illustrationen entstehen. So hatte ich auch direkt einen festen Zeitrahmen, um an meinen Projekten zu arbeiten!

Es dauerte nicht lange, bis ich mehr und mehr in der TTRPG-Szene (Table Top Role Playing Games: Pen-&-Paper-Rollenspiele) unterwegs war, und am Ende meiner ersten Crowdfunding-Kampagne für meine TTRPG-Projekte beschloss ich, mit dem Abenteuer aus den Crowdfunder-Rewards in das Actual-Play-Streaming einzusteigen. Trotz anfänglicher technischer Probleme hat es verdammt viel Spaß gemacht, und so ging es los! Ich machte so oft wie möglich Oneshot-Streams, war in den Shows anderer Leute zu Gast, wann immer ich konnte, und startete schließlich meine 3-Episoden-Gameshow The Shifting Spire.

 

Dein Content ist tief im Fantasy-Genre verwurzelt. Was ist der Reiz daran – wenn du es für jemanden beschreiben müsstest, der damit nicht vertraut ist?  

Mein TTRPG-Content übt definitiv eine ganz eigene Faszination aus, ich *liebe* es, mich in diesen Fantasy-Welten zu bewegen. Es gibt dabei so viel, was richtig Spaß macht, Fantasy-Kampagnen können so flexibel sein und so viele Subgenres umfassen … Ich habe in der Show eines Freundes zum Beispiel mal eine Halb-Ork-Hommage an Dread Pirate Roberts gespielt, mit viel Quatsch und Schiff-gegen-Schiff-Kämpfen. In meinem Oneshot-Adventure ‚The Hunger of Firspeak‘ habe ich Thriller-Comedy gemacht, oder absolut übernatürlichen Horror in Abenteuern wie ‚Der Fluch des Strahd‘ – einem Kampagnen-Set aus einem jenseitigen Reich, das von Strahd von Zarowitsch beherrscht wird.

Ich liebe die Möglichkeit, Charaktere und andere Welten zu entdecken, die gleichzeitig vertraute Aspekte haben. Einige meiner absoluten Lieblings-Fantasy-Geschichten VERBINDEN mittelalterliche Fantasy-Elemente mit der heutigen Zeit, wie die ‚SideQuest‘-Comics von Grant Stoye, Toben und Alaire Racicot, Martina Bonanni, Stephanie Cooke und Brenda Snell oder ‚End After End‘ von David DB Andry und Tim Daniel, Kurt Michael Russell und Adrian F. Wassel, illustriert von Sunando C – beides sehr dichte, spannende Storys, in denen ganz normale Menschen in fremde, fantastische Welten gezogen werden. 

In meinen eigenen Comics geht es eher um moderne Horror-Comedy und Science-Fiction aus der nahen Zukunft. Das gibt mir die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, die in unserer Welt angesiedelt sind, aber „Was wäre, wenn …?“ – es ist zwar unsere Welt, doch es gibt Monster, wie in meinem Kurzcomic ‚The Hight Cost of Living‘ mit Adam Markiewicz, in dem es um toxische Männlichkeit, ein bisschen aber auch um Klimawandel geht in Form eines Creature Features! 

Außerdem habe ich noch eine Sci-Fi-Spionagegeschichte mit dem Titel ‚The N.E.T.W.O.R.K. Man‘ in Arbeit, die ebenfalls in Sydney spielt, und die Science-Fantasy-Serie ‚Snuffles the Indomitable!‘. 

Inklusion ist für die Gaming-Community von großer Bedeutung. Du hast Dungeons & Dragons für alle zugänglicher gemacht. Erzähle uns bitte, warum das für dich so wichtig ist. 

Als neurodivergenter Gamer und Dungeon Master war es für mich und meine ebenfalls von ND betroffene Gruppe schwer, das Spiel zu erlernen. Ich habe mich nach Möglichkeiten umgesehen, uns den Einstieg zu erleichtern, mit Tools, die speziell auf unsere Bedürfnisse abgestimmt sind. Das, was ich fand, war aber nicht genug. Das Gleiche gilt auch für Actual Play-Content und das Spielen an realen Tischen mit Leuten, die ich nicht so gut kannte.

Also begab ich mich daran, alles, was ich brauchte, selbst zu erschaffen, und lernte, wie ich meinen Tisch für meine bestehenden Spieler und die Menschen, mit denen ich vielleicht im Stream spiele, zugänglicher gestalten kann. Als ich soweit war, beschloss ich, das Ganze zu veröffentlichen und das Spiel damit auch für andere Menschen wie mich einfacher zu machen. Alles, was Gaming zugänglicher werden lässt, ist wunderbar. Und wenn ich selbst es brauchte, brauchen es wahrscheinlich auch andere! 

Von schauspielerischen Fähigkeiten bis hin zum Entwerfen von Karten und all den Tools, die ein Abenteurer so benötigt – damit übernimmst du eine Menge Verantwortung, und du hast ein Händchen dafür, als Dungeon Master ein unglaublich intensives Erlebnis zu schaffen. Welche Tipps würdest du angehenden, aufstrebenden Dungeon Mastern und anderen Spielleitern geben? 

Mein wichtigster Rat ist: nicht zu viel nachdenken. Das ist leichter gesagt als getan. Aber wenn du im Vorfeld sicherstellst, dass du dir mit deinen Spielern einig bist, indem du Sicherheits-Tools wie Rollenspiel-Consent-Checklisten, X-Cards etc. nutzt, dann könnt ihr euch gegenseitig vertrauen, und es wird ihnen nichts ausmachen, wenn du auf dem Weg ein wenig über dein eigenes Tempo stolperst oder dich nicht richtig an die Regeln erinnerst.

Du darfst nur nie vergessen, Spaß zu haben. Ich versuche, mir vor der Session Notizen zu den wichtigsten Aspekten der Geschichte zu machen, damit ich nicht zu oft im Buch blättern muss, und ich schreibe mir die HP (Trefferpunkte) und die Anzahl der Feinde für Kampfbegegnungen vorher auf. Außerdem empfehle ich, sich ein paar Monster- und Spell-Cards zu besorgen und darauf zu achten, dass du die Karten für alle Kreaturen und die Zaubersprüche deiner Spieler griffbereit hast, damit du während des Spiels schnell nachschauen kannst! 

 

Ansonsten kann ich es gar nicht oft genug betonen: Habt einfach Spaß! Macht euch keinen Druck, die Regeln EXAKT zu befolgen. Ich orientiere mich gerne einfach am Geist der Regeln“ – und wenn ihr Spaß habt und euch keinen Stress macht, wird es euren Spielern wahrscheinlich genauso gehen. 

Deine Streams verbinden tolle Overlays mit wirklich großartigem Sound – und nun setzt du auch Equipment von Audio-Technica ein. Kannst du uns verraten, wie du mit Overlays ein besonders fesselndes Erlebnis für dein Publikum schaffst und welche Hardware du für die Audioaufnahmen verwendest?  

Als Creator mit ADHS versuche ich, meine Streams so zu gestalten, dass sie auch für andere neurodiverse Menschen geeignet sind – mit großen, fetten Überschriften in schönen Sprechblasen, die zu meinem Comiczeichner-Stil passen, lustigen Belohnungen für Kanalpunkte (davon sollte ich wirklich noch mehr einbauen) und dem Pretzel-Streaming-Musikplayer für die nötige Energie.

Wenn es mir Spaß macht, ein Overlay im OBS (Open Broadcaster Studio) anzuschauen, während ich den Chat lese, dann macht es wahrscheinlich auch den Chat-Partnern Spaß! Mittlerweile fange ich auch an, mehr interaktive Follow-Alerts und Chat-Redeems einzubauen. So bekommt der Stream mehr Energie und macht noch mehr Spaß, ohne dass ich im Stream zu viel leisten muss. Dafür kann ich Streamelement und Touchportal sehr empfehlen!

 

Und die Hardware? Als Mikrofon habe ich mein bewährtes Audio-Technica 2040, das meine Streaming- und Podcast-Qualität exponentiell verbessert hat. (Seht euch unbedingt auch Staffel 4 von No Capes! an, der ersten Staffel mit dem neuen Mikrofon – GANZ BALD ist es soweit.) Das Ganze geht dann in ein Focusrite Scarlett-Interface. 

 

 

Für das Editing von No Capes! nutze ich meinen M40X-Kopfhörer. Der ist fantastisch, und ich höre viel besser, was da so passiert. (Demnächst werde ich an dieser Stelle auch noch mehr Gags aus dem Off und Kommentare von meinem Partner Robin einfügen, sobald ich ein zweites 2040 und das größere Scarlett habe!)

 

 

In „No Capes“, deinem Podcast für Comiczeichner, sezierst du mit Erfolg das Storytelling deiner Gäste. Wie strukturierst du die einzelnen Folgen, und wie schaffst du es, dass dein Publikum dabei bleibt? 

Das ist das Medienprojekt, das mir mit Abstand am meisten am Herzen liegt, und genau deswegen bin ich auf Audio-Technica-Equipment umgestiegen!  

‚No Capes‘ ist für mich im Grunde wie ein richtig toller Buchclub. Ich lade Gäste ein, die ich persönlich kenne oder deren Arbeit ich wirklich bewundere (wie Darick Robertson in Staffel 1, Frankee White in Staffel 2, Liana Kangas und Rye Hickman in S3 oder Heather Antos und Devin Arscott in der kommenden Staffel 4!). Wir setzen uns zusammen, um einen Comic zu besprechen, den wir beide gelesen haben und sehr mögen, und unterhalten uns darüber, was ihn unserer Meinung nach zu einem guten Werk macht. 

Die einzelnen Episoden haben eine sehr lockere Struktur, die im Wesentlichen darin besteht, dafür zu sorgen, dass jeder Aspekt des Comics und des Teams Beachtung findet – vom Erstellen und Illustrieren bis hin zu Farbe, Schrift und dem gesamten Design! 

Ich glaube, was den Reiz ausmacht, ist der „Blick hinter die Kulissen“, der zeigt, wie so ein Comic entsteht und was alles in die Story einfließt. Und die ungeschliffene Energie des Zeichners, wenn er seiner Liebe zu Comics frönen kann – denn genau deshalb machen wir das ja alle! 

Diese Energie ist einfach ansteckend. Sie ist es, die das Publikumsinteresse am Comic und an den Gesprächen aufrechterhält, und sie ist auch das, was ich daran am liebsten mag.  

In deinem zweiwöchentlich erscheinenden Stream erschaffst du live und vor den Augen deines Publikums Kunst. Inwiefern wird deine Kunst von der Dynamik zwischen dir und deinen Zuschauern beeinflusst?  
 
Das alles macht wirklich Spaß. Manchmal arbeite ich einfach weiter an meinem Projekt, und die Chatter stellen mir Fragen dazu. So kann ich ein bisschen in meiner Begeisterung über meine Kunst, den Comic oder das Gaming-Projekt, für das es gedacht ist, schwelgen. Spaß und Begeisterung bringen dem Stream die nötige Energie. An anderen Tagen geht es etwas turbulenter zu – wenn die Leute mit Fan-Art-Skizzen kommen, die mir in der Praxis sehr helfen, schneller zu werden und mir keine großen Gedanken um „Perfektion zu machen. Manchmal fordere ich die Leute auch auf, Sticker oder T-Shirts zu entwerfen, dabei sind wirklich lustige Sachen wie meine Sharknado-Sticker oder eine Punk-Meerjungfrau herausgekommen. Sticker-Art-Streams sind immer witzig, wenn der Chat voll ist, auch wenn das nicht der ursprüngliche Schwerpunkt des Streams ist. Aber ich versuche, flexibel zu sein und mit meinen Zuschauern zu interagieren, damit wir alle eine richtig gute Zeit haben! 

 

Was kommt als nächstes von Shaun Sunday, und wann und wo erfahren die Leute etwas darüber? 

Im Moment arbeite ich an einem 10-seitigen Horror-Comedy-Set mit dem Titel ‚Below the Waist, das in Brisbane spielt, sowie an ein paar Entwürfen für Comic-Anthologien und Karten für ein D&D-Abenteuer, das ich hoffentlich Ende des Jahres veröffentlichen werde! Wer also reinschauen und ein bisschen chatten will, kann diese Projekte kennenlernen und findet nebenbei auch Gute-Laune-Musik und chillige Vibes.  
Ich streame jeden Donnerstagabend um 20:00 Uhr AEST (Australian Eastern Standard Time) sowie an einem zusätzlichen Tag, entweder am Samstag- oder am Sonntagmorgen! (Schaut am besten auf Social Media oder Discord nach konkreten Ankündigungen.)  
Meine Comics stehen auf GlobalComix zur Verfügung und No Capes! auf Youtube und allen guten Podcast-Plattformen – dank meinem neuen Netzwerk Age Of Radio/Geek Collective. Außerdem könnt ihr mir in den Sozialen Netzwerken unter Brainbeast Studios folgen!